Eurodistrikt – Was ist das?

Gepostet von am Feb 15, 2014 in Allgemein, Radio & TV | 1 Kommentar

Eurodistrikt – Was ist das?

Lori Vetter, Anja Stark und Sabrina Zimmermann wollten Europa aus einer anderen Perspektive erfahren und sprachen mit den Anwohnern der Region.

Was bedeutet Europa eigentlich für die Menschen in und um Straßburg?

Straßburg, das sind nicht nur die Paläste des Europarates und des Europäischen Parlamentes, Arte und der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte. Europa, das ist für die Menschen hier etwas ganz Konkretes. Sie leben im Eurodistrikt Straßburg und Ortenaukreis. Was das ist? Wir haben bei Passanten in Kehl und Offenburg nachgefragt:

„Eurodistrikt, Distrikt – das weiß ich jetzt nicht.“

„Damit kann ich nichts anfangen“

„Wenn ich das wüsste…“

Anscheinend ist der Eurodistrikt bei den Menschen in der Region nicht so angekommen, wie es von den Initiatoren erhofft wurde. Dabei ist die Idee dahinter sehr vielversprechend. Die Stadtgemeinschaft Straßburg auf der einen Seite und der Landkreis Ortenau auf der anderen haben sich zusammengefunden um die Grenze zu überwinden. Der Alltag aller Bürger soll erleichtert werden.

Dieser Franzose sieht vor allem einen Vorteil:

„Eurodistrikt bedeutet vielleicht Arbeit. Es ist für Franzosen vielleicht besser, in Deutschland zu arbeiten.“

Sicher ein Vorteil für ihn – diese Möglichkeit hat er aber durch das EU Recht.

Beim Eurodistrikt geht es hingegen um den grenzüberschreitenden Austausch zwischen den Anwohnern und den Abbau der Bürokratie zwischen den Regionen.

Straßburg-Ortenau ist nicht der einzige Eurodistrikt in Deutschland. Auch im Dreiländereck bei Basel und zwischen Freiburg und dem Elsass gibt es diese Zusammenarbeit. Ein Eurodistrikt verfügt über einen besonderen rechtlichen Status, der ihn zu einer europäischen Pilotregion macht.

 

Ein Beispiel für weniger Bürokratie gefällig? Seit 2009 müssen französische Bürger, die in der Ortenau wohnten, nicht mehr über dreihundert Kilometer zum französischen Generalkonsulat nach München fahren, wenn sie einen neuen Pass oder Personalausweis brauchen. Sie fahren jetzt einfach über den Rhein nach Straßburg ins Rathaus und beantragen den Pass dort. Im Rathaus werden die gleichen Unterlagen verlangt wie im Generalkonsulat. Und ein Brief von Offenburg nach Straßburg muss auch nicht mehr den Umweg über Frankfurt und Paris nehmen, um sein Ziel zu erreichen.

Zusammenwachsen bedeutet auch den Abbau von Sprachbarrieren, deshalb  werden bilinguale Bildungsangebote in Kindertagesstätten und Schulen gefördert. Wer zusammenwachsen soll, muss sich schließlich auch verstehen.

Ein weiteres wichtiges Projekt für die Region ist der Ausbau der Straßburger Tram bis nach Kehl. Davon kann sicher auch dieser Herr profitieren:

„Der Eurodistrikt ist die Region rund um Straßburg und Kehl. Ein Vorteil des Eurodistriktes ist der grenzübergreifende Warenfluss. Ich vertreibe Produkt auch in Frankreich. Deutsche Kunden sind in Frankreich tätig und bringen mir so ein deutlich größeres Gebiet. Straßburg als große Metropole.“

Endlich kommt man schnell und ohne lästiges Umsteigen vom Bahnhof in Straßburg zum Bahnhof in Kehl und umgekehrt. Grenzüberschreitendes Arbeiten und Einkaufen leichtgemacht.

Den Radiobeitrag finden Sie unter:

https://soundcloud.com/user677717106/radiobeitrag-eurodistrikt-1

Da nur wenige Passanten wussten, was der Eurodistrikt ist, sind wir dieser Frage auf die Spur gegangen:

Wolfgang Reinbold, Pressesprecher der Stadt Offenburg, erklärt genau was es mit dem Eurodistrikt auf sich hat.

„Der Eurodistrikt ist inzwischen eine Art Zweckverband. Er hat die Rechtsform eines „Europäischen Verbundes für territoriale Zusammenarbeit“, so die offizielle Bezeichnung. Er wurde in Europa eingerichtet, um grenzüberschreitenden Projektzusammenschlüsse auf einer rechtlichen Basis gründen zu können und den Regionen die Möglichkeit zu geben, selbstständig Dinge voranzutreiben. Die Idee des Eurodistrikts wurde anlässlich des vierzigsten Jahrestages des Elysee-Vertrages geboren.“

Es sind in etwa 900000 Menschen betroffen, aber die Bürger, die wir befragt hatten könnten mit dem Begriff Eurodistrikt nichts anfangen. Woran liegt das? Laut Reinhold Reck von der Mittelbadischen Presse könnte es daran liegen, dass die Bürger sich dafür nicht interessieren.

Er und seinen Kollegen haben mehrmals darüber berichtet, dies bestätigt auch Simon Fath, Pressesprecher des Eurodistrikts. Er habe gute Erfahrungen mit der regionalen Presse gemacht. Aber er gibt zu, dass er auch sehe, dass das Bewusstsein der Bevölkerung für die Arbeit des Eurodistrikts nicht vorhanden sei.
Aber vom Eurodistrikt haben die Bürger ausschließlich Vorteile. In diesem Punkt sind alle einig.

Wie wir schon in Befragung in Kehl und Offenburg festgestellt haben, kennen viele Bürger diese Vorteile nicht. So hat uns Wolfgang Reinbold beispielsweise erklärt, dass lediglich sieben Menschen derzeit die Möglichkeit nutzen, eine duale Ausbildung mit praktischem Teil einem deutschen Lehrbetrieb und theoretischem Unterricht in Frankreich zu machen. Die deutschen Arbeitgeber suchen händeringend nach Fachkräften und die französischen Arbeiter suchen händeringend nach Arbeit.

Also wo liegt das Problem? Eine mögliche Antwort auf diese Frage ist bestimmt die Sprachbarriere. Laut Wolfgang Reinbold lernen immer weniger deutsche Schulkinder Französisch und immer weniger französische Schüler Deutsch.
Der Eurodistrikt macht jedoch viel mehr als nur Arbeitsmarktpolitik. Andere Projekte sind zum Beispiel in den Bereichen Kultur, Wirtschaft, Verkehr und Gesundheitswesen zu finden. Dies wird aber wohl nicht so präsentiert, das es bei der Zielgruppe ankommt.

Selbst Simon Fath, Pressesprecher des Eurodistrikt, hat uns bestätigt, dass der Eurodistrikt noch nicht so kommuniziert wurde, wie er das gerne hätte. Es handele sich um eine recht junges Projekt, das sich noch entwickeln muss.
Wir können nur hoffen, dass es den Verantwortlichen gelingt mehr Aufmerksamkeit auf die großen Chancen dieses Projektes zu richten, um jedem Bürger die Möglichkeit zu geben, davon zu profitieren.

 

Den Radiobeitrag finden Sie unter:

https://soundcloud.com/user677717106/radiobeitrag-eurodistrikt-2

 

Hier finden Sie alle Interviews, die geführt worden Sind:

 Herr Fath Eurodistrikt

Herr Reck Mittelbadische Presse

Herr Reinbold Stadt Offenburg

Eine Auswahl an Befragungen:

Französin

„Keine Ahnung“

Dagegen

Franzose 2

Schüler

Kroatin

Kennt sich aus

Einheimische

Keine Ahnung 2

Mehr zum Thema

http://www.eurodistrict.eu/de/Accueil-2.html

http://www.badische-zeitung.de/ortenaukreis/8387-frauen-und-maenner-sind-im-ortenaukreis-ohne-arbeit–79348093.html

http://www.badische-zeitung.de/elsass-x2x/elsass-auf-dem-absteigenden-ast–71630789.html

1 Kommentar

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